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Geisterstadt Bodie

«Goodbye God, I’m going to Bodie» − Am Mittwoch, 2. November 2005 verabschieden wir uns von Brooke und Truckee. Damit wir auch ja schön gesund und kräftig bleiben, gibt uns Brooke ein Glas mit «nutritional yeast» mit auf den Weg. Diese sehr nährstoffhaltigen Hefeflöckchen kann man als Zusatz über jede die Mahlzeit streuen.

Wir fahren am Ostufer des Lake Tahoe entlang, welches zu Nevada gehört. Nur ein paar Kilometer weiter fahren wir bereits wieder auf californischem Boden. Es ist bereits spät, als wir den Abzweiger Richtung Bodie State Historic Park erreichen. Eine Infotafel macht uns darauf aufmerksam, dass der Park schon bald seine Pforten schliesst. Wir nehmen die ungefähr 20 Kilometer lange Zufahrtsstrasse trotzdem unter die Räder und werden nicht enttäuscht. Die Geisterstadt ist wunderschön gelegen und leuchtet im letzten Licht der untergehenden Sonne. Viel Zeit, um die historischen Gebäude und Minenanlagen zu erkunden, bleibt uns dann leider nicht. Im Schnellverfahren machen wir einen Rundgang zur Kirche und einigen nahegelegenen Gebäuden. Danach weist uns ein Ranger an, den Ort zu verlassen.

Der kurze Besuch hat uns neugierig gemacht und wir recherchieren nachträglich was es mit Bodie auf sich hat. Der Name kommt von Waterman S. Body, welcher hier im Jahre 1859 auf Gold stiess. Es war einer der grössten Goldfunde in Californien. Leider konnte Body nicht lange von seiner wertvollen Entdeckung profitieren. Er starb noch im selben Jahr, als er mit einem Proviantnachschub in einen Schneesturm geriet und erfror. Ihren Höhepunkt erlebte die Stadt ab Mitte der 1870er Jahre. 1879 betrug die Einwohnerzahl fast 10’000 und die Stadt war als das gesetzloseste, wildeste und härteste Minencamp des Westens bekannt. Ein kleines Mädchen, dessen Eltern nach Bodie zogen, schrieb in sein Tagebuch: «Goodbye God, I’m going to Bodie». Dieser eine Satz wurde schlagartig im ganzen Westen bekannt.

Schon damals entstand innerhalb der Stadt ein sogenanntes China Town mit mehreren hundert Einwohnern. Die Asiaten, welche 1878 als billige Arbeitskräfte von Südchina nach Californien kamen, konnten so ihren eigenen Traditionen nachgehen und den Weissen, von denen sie nicht als gleichwertig behandelt wurden, ausweichen.

1881 war die Blütezeit von Bodie vorbei. Die Goldvorräte waren erschöpft und die Minengesellschaften gingen bankrott, als Geschäftmänner und Minenarbeiter in lukrativere Minengegenden weiterzogen. Bis 1886 schrumpfte die Einwohnerzahl auf 1’500. Sechs Jahre später zerstörte ein Feuer eine grosse Anzahl an Häusern und Geschäftern. 1890 erlebte die Minentätigkeit dank dem neu eingeführten Zyankali-Prozess und Elektrizität nochmals einen Aufschwung. Ein weiteres Feuer im Jahre 1932 richtete zum zweiten Mal grosse Zerstörung an. Im heutigen Bodie State Historic Park sind die Gebäude, die die beiden Feuer überlebt haben (etwa 10% der ursprünglichen Boomtown) erhalten und geschützt.

 

Lulu Barfuss − Auf der Rückfahrt zur Hauptstrasse fallen Lulu die verschiedenfarbigen Sträucher und Büsche auf. Sie lässt Markus anhalten und steigt für ein Foto aus dem Wagen. Dabei wagt sie sich allerdings etwas zu weit vor. Einige der Grässer und Büsche haben extrem spitzige Stacheln, die sich zu dutzenden in Lulu’s Socken und Schuhen verhacken. Bei jedem Schritt bohren sie sich in die Haut und verursachen Schmerzen. Wenn doch nur Markus zu Hilfe eilen und Lulu auf Händen tragend zum Auto zurückbringen würde! Aber er blickt kein einziges Mal in den Rückspiegel und Lulu’s Leiden bleibt ihm darum verborgen. Zum Glück weiss Frau sich auch selbst zu helfen. Lulu befreit sich von Schuhen und Socken und läuft barfuss zum Auto zurück.